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Energieeffizientes Wohnen am Beispiel Passivhaus

Sie wollen für die Zukunft bauen? In einem Haus leben, das Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Komfort perfekt vereint? Dann sollten Sie sich aktiv mit energieeffizientem Wohnen auseinandersetzen. Als Orientierungshilfe dienen die 10 Grundlagen eines Passivhauses. Je mehr dieser Grundlagen beim Hausbau umgesetzt werden, desto besser für Menschen und Umwelt.

Autor

Stefan Staub

Was heisst energieeffizientes Wohnen?

Die Definition für energieeffizientes Wohnen ist einfach:  Mit möglichst wenig Energie ein behagliches Wohnklima schaffen. Das senkt grundsätzlich den Energiebedarf sowie den CO2-Ausstoss, steigert die Lebensqualität und leistet einen Beitrag zu einer gesunden Umwelt.

Auch die Umsetzung ist keine «rocket science». Die Grundlagen eines Passivhauses dienen in diesem Artikel als Leitlinien. Sie können in jede Gebäude- und Bauart einfliessen.

Was ist ein Passivhaus?

Bei einem Passivhaus wird tatsächlich die meiste Energie passiv und erst noch kostenlos geliefert. Auf ein grosses, aktives Heizsystem kann verzichtet werden.

Das Motto eines Passivhauses lautet: «So wenig Energie verbrauchen wie möglich!», was der Definition von energieeffizientem Wohnen gleichkommt.

Zwar ist das Passivhaus nichts anderes als ein gewöhnliches Gebäude, es ist aber vor allem gut eingepackt, lässt sehr wenig Wärme entweichen und nutzt passiv vorhandene Energiequellen wie

  • die Sonneneinstrahlung
  • die Abwärme der Bewohnerinnen und Bewohner
  • elektrische Geräte und
  • die Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage

Was gehört zu einem Passivhaus?

Die Abbildung1 zeigt den funktionalen Standard eines Passivhauses:

Die 10 Grundlagen eines Passivhauses

  1. Kompakte Gebäudeform2

Je kompakter ein Gebäude gebaut wird, umso einfacher lässt sich ein energieeffizienter Standard realisieren. Deshalb wird beim Bau von Passivhäusern auf Vorsprünge, Ausbauten, Erker usw. in der thermischen Gebäudehülle verzichtet.

  1. Möglichst konsequente Südausrichtung

Um so viel Sonnenenergie wie möglich zu gewinnen, ist die Ausrichtung des Gebäudes nach Süden unerlässlich.

  1. Hoher Fensteranteil an der Südfassade für passivsolaren Ertrag

Dreifach verglaste Fenster gehören beim Passivhaus zum Standard. Hochwertige Spezialfenster lassen in den kalten Monaten mehr Sonnenenergie hinein, als sie Wärme nach aussen abgeben. Aufgrund des höheren Sonnenstandes kann das Passivhaus im Sommer bei Südfenstern nicht überhitzen.

 

  1. Hohe Luftdichtigkeit der Gebäudehülle

Die Luftdichtheit der Gebäudehülle sichert Bauteile vor Feuchteschäden und einem hohen Wärmeverlust (siehe Punkt 6 und 8).

 

  1. Gute Wärmedämmung des Gebäudes (25‒35 cm)

Damit im Passivhaus ganzjährig eine angenehme Raumtemperatur herrscht, muss seine Gebäudehülle optimal gedämmt sein.

Über das Dach gehen je nach Gebäudehöhe und Geometrie/Form durchschnittlich rund 30 Prozent der Wärme eines Gebäudes verloren, denn Wärme steigt bekanntlich nach oben. Deshalb sollte das Dach eines Passivhauses besonders dick gedämmt werden.

Dank der guten Wärmedämmung ist die Temperaturverteilung auch an kalten Tagen ausgesprochen gleichmässig. Umgekehrt hält die Dämmung im Sommer die Hitze draussen.

 

  1. Komfort Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung

Neubauten müssen luftdicht gebaut werden. Das ist auch die Grundlage des Passivhauses. Nur atmen Bewohnerinnen und Bewohner Feuchtigkeit und Kohlendioxid aus. Zusätzliche Feuchtigkeit entsteht im Bad und in der Küche. Um die Räume zu lüften, öffnet man in konventionell gebauten Häusern die Fenster. Das bringt jedoch im Winter Kälte ins Haus, was dem Standard eines Passivhauses nicht entspricht. Für die Lüftung im Passivhaus sorgt deshalb eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung, die die Wärme aus den Räumen aus der Abluft zurückgewinnt und auf die Frischluft überträgt. Das heisst nicht, dass die Fenster in einem Passivhaus nicht geöffnet werden können oder dürfen, es ist jedoch nicht nötig. Vor allem Allergiker/-innen sind dankbar, wenn man es bleiben lässt. Sie profitieren besonders von der gefilterten Frischluft.

 

  1. Erneuerbare Energien

In einem Passivhaus kommen Energien aus natürlichen Ressourcen wie Sonnenlicht, Erd- und Grundwasserwärme, Wasser- und Windkraft zum Einsatz. Energien, die sich unbegrenzt reproduzieren können.

 

  1. Wärmebrücken auf ein Minimum reduzieren

Wer ein Passivhaus plant, sollte noch sorgfältiger als bei jedem anderen Wohngebäude darauf achten, dass Wärmebrücken und undichten Stellen minimiert werden. Sonst kann Wärme entweichen und es entstehen Feuchtigkeitsprobleme.

Undichte Stellen können beispielsweise bei Durchdringungen wie Kabelführungen, Lüftungsrohre und Werkleitungen sowie Fensteranschlüssen entstehen. Hier ist auf eine sorgfältige Bauausführung zu achten.

 

  1. Sonnenschutz und Speichermasse beachten

Ein Haus darf nicht überhitzt werden. Dazu braucht es im Sommer einen entsprechenden Wärmeschutz, z.B. mit einem äusseren Sonnenschutz. Damit die Wärme bestmöglich gespeichert werden kann, wird eine gewisse Speichermasse benötigt. Erreicht wird diese beispielsweise in Form eines Unterlag-Bodens, Lehmputze oder durch einzelne Betonwände.

 

  1. Haushaltsgeräte mindestens Klasse A

Klasse A ist Standard! Die Haushaltsgeräte haben eine zusätzliche Aufgabe in einem Passivhaus. Die Abwärme des Kühlschranks oder des Elektroherds kann für die Wärmeversorgung genutzt werden. Dabei macht es Sinn, die gesamte Technik im Haus über eine gebäudeintegrierte Steuerungstechnik zu regeln. Auch die Wärmepumpe und die Solarpumpe für die Sonnenkollektoren, der Wärmeschutz vor den Fenstern und die Lüftungsanlage lassen sich zentral steuern.

Die Passivhaus-Heizung

Wie erwähnt ist der Heizbedarf in einem Passivhaus äusserst gering. Es braucht deshalb keine grosse Heizungsleistung. Der restliche Wärmebedarf für Heizung und Warmwasser kann über

  • einen Solarspeicher (Wasserspeicher) oder
  • ein Wärmepumpen-Kompaktgerät, welches die Funktionen Lüftung mit Wärmerückgewinnung, Heizung, Warmwasseraufbereitung und -speicherung in einem Gerät kombiniert, oder
  • einen Stückholz- oder Pellet-Ofen erzeugt werden.
  • Auch der Anschluss an das Nah- oder Fernwärmenetz ist immer öfters möglich.

 

Nachteile von Passivhäusern

  • Auf Grund der möglichst kompakten Gebäudehülle ist die Gestaltungsfreiheit eingeschränkt.
  • Nur bei optimalem Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer ist es als passives Haus wirksam.
  • Ein Plus an Anlagekosten von 5 bis 15%.
  • Technische Anlagen benötigen Wartung (Filter etc.).

 

 Vorteile von Passivhäusern

  • Niedriger Energieverbrauch im Betrieb.
  • Steigende Öl- oder Gaskosten interessieren Passivhaus-Bewohnerinnen und -Bewohner nicht, da Solarenergie unerschöpflich ist.
  • Gute Luftqualität im Haus – Staub und Pollen bleiben dank der Belüftungsanlage draussen.

Übrigens: Die Haustechnik findet mittlerweile in einem Reduit Platz. Lüftung mit Wärmerückgewinnung, eine kleine Wärmepumpe für Luft- und Brauchwassererwärmung sowie ein Brauchwasserspeicher können in kompakte Geräte für das Passivhaus integriert werden.

 

Quellen:

1 Grafik: FOKUS Grafik
2 Grundsätze von IG Passivhaus

Erstellt:

22. February 2023

Zuletzt geändert:

16. May 2023

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