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Eigenstromnutzung: Sonnenpower intelligent einsetzen

Solarenergie lohnt sich. Sie ist ökologisch und vor allem dann rentabel, wenn möglichst viel des produzierten Stroms direkt genutzt anstatt ins Netz eingespeist wird. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel auf, wie Sie die Eigenstromnutzung optimieren und mit Ihrer PV-Anlage ökologisch, ökonomisch und technisch punkten.

Autor

Stefan Staub

Was ist Eigenstromnutzung?

«Eigenstromnutzung ist der direkte, zeitgleiche Verbrauch von der PV-Produktion in einem Gebäude.» So fasst Ralph Lingel, Teamleiter bei den Energiespezialisten der TNC Consulting AG in Feldmeilen, die bestmögliche Nutzung einer PV-Anlage zusammen. Weitere Stichworte, die Ihnen in diesem Zusammenhang begegnen, sind Einspeisung und Netzbezug.

So hat sich die Eigenstromnutzung entwickelt

Früher war der zeitgleiche Verbrauch des produzierten Stroms kein Thema.

  • Der Strom, den eine PV-Anlage erzeugte, wurde direkt ins Netz gespeist und fix vergütet.
  • Was ein Gebäude an Strom verbrauchte, musste wieder beim EW bezogen werden.
  • Dieses Vorgehen, genannt KEV (Kostendeckende Einspeisevergütung), wurde 2009 eingeführt und war ein Instrument des Bundes, das zur Förderung der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien eingesetzt wurde.
    Am 1. Januar 2018 wurde beschlossen, das KEV-System auslaufen zu lassen und auf einmalige Zuschüsse umzustellen (Einmalvergütung). Damit wurde der Anreiz deutlich erhöht, den lokal produzierten Solarstrom selbst zu verbrauchen.

Deshalb macht Eigenstromnutzung PV-Anlagen rentabel

Die grosse Herausforderung für PV-Anlage-BetreiberInnen sind laut Ralph Lingel von der TNC Consulting AG die Rückliefertarife: Die sind je nach EW – und davon gibt es insgesamt 630 in der Schweiz – recht unterschiedlich und ändern von Jahr zu Jahr. Die Bandbreite lag in den vergangenen Jahren von unter 4 bis über 20 Rappen pro kWh. Das sind keine besonders guten Rahmenbedingungen für jene, die eine PV-Anlage wirtschaftlich für über 25 Jahre betreiben möchten.

Auf der anderen Seite sind die Bezugstarife, also das, was der Kunde gegenüber dem EW bezahlt, deutlich stabiler und praktisch immer höher als der Rückliefertarif.

  • Derzeit zeichnet sich ab, dass sich die Rückliefertarife aufgrund der aussergewöhnlichen Energiemarkt-Situation etwas erhöhen.
  • Auf der anderen Seite ist es absehbar, dass auch die Bezugstarife steigen. Dadurch bleibt die Eigenstromnutzung weiterhin sehr attraktiv.

So funktioniert’s

Der ökologische Mehrwert der Eigenstromnutzung

Grundsätzlich ist die Stromerzeugung über eine PV-Anlage eine der ökologischsten Arten, wie Strom erzeugt werden kann.

Sie schonen mit Ihrer PV-Anlage die Umwelt, weil bei der Solarstromproduktion keine Luftschadstoffe und kein CO2 entstehen.

Eigenstromnutzung: Auch technisch im Vorteil

Oft heisst es, der steigende Anteil an erneuerbaren Energien gefährde die Netzstabilität. Eine PV-Anlage mit einer optimierten Eigenstromnutzung bewirkt das Gegenteil, wenn sie richtig eingesetzt wird. Hier lohnt sich sicherlich ein Gespräch mit einem Energieexperten, einer -expertin. Indem Sie Ihren Strom dezentral erzeugen und verbrauchen, entlasten Sie die Stromnetze.

Und so optimieren Sie den Eigenstromverbrauch

Wer eine PV-Anlage auf dem Dach oder an der Fassade hat, nutzt im Gebäude durchschnittlich 30% des erzeugten Stroms¹. Damit ist das Potenzial einer PV-Anlage längst nicht ausgeschöpft, von der Rentabilität ganz zu schweigen.

Die Lösung liegt in der Optimierung des Eigenstromverbrauchs, und zwar durch

  • einen Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV)
  • Wärmeerzeugung
  • Elektromobilität
  • Batteriespeicher

Optimierung

Wir zeigen Ihnen das jeweilige Potenzial im Detail auf.

Potenzial 1: Eigenstromnutzung optimieren mit ZEV

Ein ZEV (Zusammenschluss zum Eigenverbrauch) ermöglicht, selbst produzierten Solarstrom in Mehrfamilienhäusern gemeinsam vor Ort zu verbrauchen. Ob es sich bei den BewohnerInnen um MieterInnen oder StockwerkeigentümerInnen handelt, spielt dabei keine Rolle.

Aus Sicht des EWs hat das gesamte Objekt nur einen Verbraucher. Heisst: Die einzelnen BewohnerInnen beziehen ihren Strom vom ZEV und sind nicht mehr direkte KundInnen des Energieversorgers.

Die Messung und Abrechnung des Stromverbrauchs der BewohnerInnen ist Sache der PV-Anlage-BetreiberIn und wird über private Zähler geregelt. Der ZEV-interne Strompreis, den der Vermieter berechnet, ergibt sich aus:

  • Anrechenbare Kosten der PV-Anlage
  • Kosten für Betrieb und Wartung
  • Kosten für zugekauften Strom
  • Kosten für Messung und Abrechnung
  • Abzüglich Rückspeisevergütung für eingespeisten Strom

Die ZEV-Strompreise sind tiefer als die des öffentlichen Energieversorgers. Das ist nebst dem Wunsch, «sauberen» und lokal produzierten Strom zu nutzen, sicher der grösste Anreiz für Mieter.

 

ZEV: Die Vorteile für Eigentümer

  • Beitrag zur Energiewende
  • Hoher Eigenverbrauch und dadurch bessere Wirtschaftlichkeit
  • Amortisationszeit der PV-Anlage verringert sich
  • Attraktivität der Liegenschaft steigt dank günstiger und ökologischer Stromversorgung
  • Jahresverbrauch von >100 MWh = Reststrom kann auf dem freien Strommarkt eingekauft werden

 

ZEV: Vorteile für Wohnparteien

  • Tiefere Stromkosten
  • Verbrauchsgerechte und somit faire Abrechnung des Solarstroms
  • Transparenz über den eigenen Energieverbrauch
  • Aktiver Beitrag zum Umweltschutz

Potenzial 2: Eigenstromnutzung optimieren durch Wärmeerzeugung

Die thermischen Verbraucher Heizung und Warmwasser machen in Gebäuden einen grossen Anteil des Energieverbrauchs aus. Deshalb macht es Sinn, den überschüssigen Solarstrom Ihrer PV-Anlage zur Wärmeproduktion zu nutzen und damit die Eigenstromnutzung zu optimieren. «Der technische Aufwand, damit die Wärmepumpe auf einen Solarstromüberschuss reagiert, ist überschaubar», meint Ralph Lingel. «Allerdings ist hier viel Know-how gefragt, da lohnt sich ein Gespräch mit einem Spezialisten.»

Potenzial 3: Eigenstromnutzung optimieren mit Elektromobilität

Tanken Sie Ihr Elektrofahrzeug ganz einfach zu Hause mit selbst produzierter Sonnenenergie. Vor allem dann, wenn das Fahrzeug im intelligenten PV-Modus geladen wird. Das Auto wird eingesteckt und wartet, bis es überschüssigen Strom hat, der anstatt ins Netz ins Fahrzeug fliesst. «Bei anonymisierten Nutzerprofilen zeigt sich, dass es BewohnerInnen gibt, die von März bis September ausschliesslich mit Solarstrom fahren», weiss Ralph Lingel aufgrund von Messungen im Sunnehof in Fällanden. «Das ist einerseits finanziell äusserst interessant. Es stärkt aber auch die Identifikation mit dem Thema Eigenstromnutzung und es macht zusätzlich Spass, auf einer App die Stromeinsparungen zu verfolgen.»

Potenzial 4: Eigenstromnutzung optimieren mit Batteriespeicher

Den Strom in einer Batterie zu speichern, ist wohl die bekannteste Möglichkeit, die Eigenstromnutzung zu optimieren.

Die Vorteile:

  • Die Batterie speichert die überschüssige, tagsüber produzierte Energie der Photovoltaikanlage.
  • Der Solarstrom steht dank des Batteriespeichers auch dann zur Verfügung, wenn die PV-Anlage keinen Strom produziert.
  • Erst wenn die Batterie leer ist, wird wieder auf Netzstrom zurückgegriffen.

Der Nachteil:

  • Eigenstromnutzung mit Batteriespeicher ist nach wie vor die teuerste und die ressourcenintensivste Option.

Zum Schluss noch dies

Sie haben Potenzial entdeckt, um den Solarstrom-Eigenverbrauch zu optimieren? Dann unterhalten Sie sich mit einem Spezialisten über die Möglichkeiten, die Ihre bestehende oder geplante PV-Anlage bietet. Und halten Sie sich an Ralph Lingels Rat: «Nicht alles, was möglich ist, soll realisiert werden, sondern was technisch und ökonomisch sinnvoll ist.»

 

Quelle:
Grafik 1 EnergieSchweiz

Grafik 2 + 3 TNC Consulting AG Feldmeilen

Erstellt:

7. September 2022

Zuletzt geändert:

16. May 2023

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