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Digital planen und bauen mit BIM - Teamsport in der Baubranche

Die Zukunft der Baubranche hat drei Buchstaben: BIM (Building Information Modeling). Mit dieser Methode wird zuerst ein digitaler Zwilling des effektiven Gebäudes erstellt und erst dann geht es an die reale Umsetzung. In diesem Artikel erfahren sie alles Wissenswerte zur BIM-Methode und welche Vorteile sie der Baubranche im Allgemeinen und der Bauherrschaft im Besonderen bringt.

Autor

Stefan Staub

Was ist BIM?

Es gibt sie immer noch: Die Papierberge und Aktenwüsten in Büros von Architekten, Ingenieuren und Planern. Allerdings ist auch für die Baubranche der Schritt ins digitale Zeitalter unerlässlich.
BIM-Modelle – digitale, multidimensionale Informationsmodelle von Gebäuden – sollen die Wende bringen.
Sämtliche relevanten Gebäudeinformationen werden während der

• Entwurfsphase
• Bauprojektphase
• Detailplanung und Submission
• Ausführungsphase und während der
• Betriebs- und Wartungsphase

in einem digitalen Gebäudemodell erfasst. Die BIM Methode entwickelt also virtuelle Modelle, die nicht nur für die Bauphase, sondern für den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes relevant sind.

 

Welche Daten vereinigt das BIM-Modell?

Je nach gewünschter Informationstiefe (LOIN – Level of Information Need), können BIM Modelle unter anderem folgende Daten beinhalten.

• Räumliche Informationen (Räume, Stockwerke)
• Materialinformationen (Materialart, Garantien, Brandschutz)
• Zeitliche Informationen (Projektlaufzeiten)
• Kosten (Betriebskosten, später Sanierungskosten)
• Nachhaltigkeit und Effizienz (CO2 Bilanz, Heizwert)
• Wartungsinformationen (Wartungsintervalle, Partner)

Einfacher Zugriff für alle Beteiligten dank dem BIM-Modell

Die beteiligten Unternehmer wie
• Architekten
• Planer
• Bauleiter
• Handwerker
• Bauherren
• Haustechniker
• Gebäudemanager

arbeiten je nach Grösse des Projekts entweder in einer Cloud am digitalen Gebäude. Oder sie bearbeiten ihre Daten unabhängig und schicken sie an einen zentralen Ort, an dem die digitalen Daten zusammengefügt werden.

 

Kein Simsala-BIM, sondern komplexe Planung

Zu Beginn eines Projekts wird das Gebäude mit einer 3D-BIM-Planungssoftware vollständig digital geplant. Hier muss erwähnt werden, dass Aufbau und Pflege des BIM-Datenmodells erheblich aufwendiger sind als bei der herkömmlichen, zeichnerischen Planung. Im Idealfall wird dieser Aufwand später ausgeglichen, weil in der Bauphase deutlich weniger Fehler passieren.
Während der Bauzeit können folgende Punkte umgesetzt werden:
• Der digitale Zwilling des Gebäudes wird laufend ergänzt.
• Alle Beteiligten bekommen ein Update, wenn sich Zahlen, Masse, Berechnungen, gestalterische Details, etc. am digitalen Modell ändern.
• Kollisionen zwischen den am Bau beteiligten Unternehmern werden nicht erst auf der Baustelle erkannt.
• Der tatsächliche Materialbedarf wird auf Basis des BIM-Modells kalkuliert.

Unliebsame Überraschungen für die Bauherrschaft? Nicht mit digitaler Planung.

Digitales bauen mit BIM macht in erster Linie Spass. Bereits während dem Aufbau des digitalen Gebäudes steht einem virtuellen Rundgang nichts mehr im Wege. Anstatt vor einem 2D-Plan, den sowieso nur Fachleute lesen können, sitzen Bauherrschaft und Architekten plötzlich gemeinsam vor riesigen Screens und sehen und erleben das Gebäude von innen und aussen. Oder man geht mit einer Virtual Reality-Brille durch die Räume und kann sie bereits einrichten.
Änderungen und Wünsche sind in der digitalen Planungsphase ein Kinderspiel. Ein Klick reicht, um das virtuelle Modell entsprechend anzupassen, ganz nach dem Motto:

Was mit der Maus korrigiert werden kann, muss nicht auf der Baustelle mit Säge und Hammer kostenintensiv ausgebessert werden.

Langfristig kann der digitale Plan für die Bewirtschaftung eingesetzt werden (siehe BIM ist auch nach dem Bau relevant) und ist äusserst hilfreich, wenn Jahre später erste Sanierungen anstehen.

BIM versus traditionelle Planung

Kosten und Terminplan dank Teamsport BIM im Griff

Bei jedem Bauprojekt sind die Kosten und die Einhaltung des zeitlichen Ablaufs ein grosses Thema. Nicht selten klaffen die ersten Zahlen und Terminangaben mit der Endabrechnung und der definitiven Fertigstellung ziemlich weit auseinander. Die digitale Planung mit der BIM Methode wirkt dem massgebend entgegen.

  • Die beteiligten Unternehmer haben aufgrund des BIM-Modells die Möglichkeit, realitätsnahe Offerten zu erstellen.
  • Jede Änderung am digitalen Zwilling hat Auswirkungen auf die Kosten.
  • Wenn beispielsweise der Bauherr auf die ursprünglich eingeplante Gipsdecke verzichtet, passt sich diese Änderung auch auf Kostenseite an.
  • Damit hat die Bauherrschaft die Ausgaben immer im Blick und weiss bestens Bescheid über die Aufwände.

 

Ganz ähnlich läuft es bei der Terminplanung.

Bei der digitalen Planung mit der BIM-Methode ist klar,

  • wie lange der Sanitär für den Einbau der Nasszellen oder der Parkettleger für die Wohnräume
  • Das erleichtert die Planung und allfällige Leerzeiten können mit anderen Arbeiten gefüllt werden.
  • Das Mit- und Nebeneinander der Handwerker lässt sich so effizienter gestalten.

 

Das bedingt allerdings

  • Das Bauprojekt nicht mehr ein von einer Stelle koordiniertes Unterfangen ist, sondern absoluter «Teamsport».
  • Die Unternehmer fit für BIM sind, bis hin zu ausführenden HandwerkerInnen.
  • die digitalen Daten laufend aktualisiert werden.

 

BIM ist auch nach dem Bau relevant

Nach Fertigstellung des Gebäudes bildet BIM wie bereits erwähnt die Grundlage für dessen Bewirtschaftung und Energieversorgung. Das heisst, dass die Hauswartung digital Zugriff auf alle Gebäude-Informationen hat, z.B. auf die technischen Anlagen. Sämtliche Fehlermeldungen oder Wartungs-Erinnerungen erscheinen auf dem Handy oder Laptop der Hauswartung.

Damit ist eine effizientere Bewirtschaftung und Instandhaltung des Gebäudes garantiert. Das bedeutet allerdings, dass auch die Hauswartung, bzw. der technische Dienst eines Gebäudes fit sein muss, genau wie die beteiligten Unternehmer bei der digitalen Planung und in der Bauphase (siehe Kosten und Terminplan im Griff).

 

Und BIM entwickelt sich immer weiter…

Die Digitalisierung des Bauens ist mit BIM längst nicht ausgeschöpft. Der Einsatz weiterer digitaler Werkzeuge ist möglich, wie zum Beispiel

  • Drohnen zur Geländevermessung
  • Virtual Reality
  • Apps zur Steuerung der Baustelle
  • Vernetzte Baumaschinen

Wir dürfen gespannt sein, was in den nächsten Jahren an weiteren Tools beim digitalen Planen, Bauen und Bewirtschaften dazukommt.

 

Auch Wettbewerbe werden bereits nach BIM ausgeschrieben. Aus einem einfachen Grund: Wettbewerbsprojekte sind einfacher miteinander vergleichbar und können transparenter und effizienter ausgewertet werden.

Was passiert mit den digitalen Daten?

Daten spielen bei der Erstellung und Nutzung von BIM eine zentrale Rolle. Das Thema der Datennutzungsrechte ist in der Baubranche gemäss einer Umfrage1 noch nicht richtig angekommen.

Das birgt Risiken bei der späteren Verwendung der BIM-Modelle. Beinahe zwei Drittel der Befragten haben keine Regelung bezüglich der Nutzungsrechte von BIM-Modellen bei Projektabschluss.

Es ist (noch) nicht festgelegt, in welcher Form, respektive in welchem Datenformat, die BIM-Modelle in späteren Phasen verwendet werden dürfen. Hier herrscht also noch Handlungsbedarf.

Planen und bauen mit BIM kann man lernen

Dass BIM Zukunft hat, zeigt auch das entsprechende Ausbildungsangebot. Verschiedene Bildungszentren bieten einen Lehrgang zum BIM-Manager an und auch die Weiterbildung auf Masterstufe MAS Digitales Bauen2 ist eine Antwort auf die grosse Nachfrage in der Praxis.

BIM löst Probleme. Aber nicht alle.

Digitales Planen und Bauen mit BIM wird als zukunftsweisende Technologie angepriesen – dennoch ist BIM nicht die Lösung aller Probleme am Bau.

  • Stress
  • mangelndes Nachdenken
  • fehlende Detailplanung
  • ständiges Ändern von Plänen

können von der BIM-Methode nicht aufgefangen werden.

Der Mensch, sein Geschick und seine Kreativität sind nach wie vor gefragt. Und das ist gut so. Zudem läuft die Baubranche Gefahr, die Abläufe komplexer zu machen als nötig. Das muss unbedingt im Auge behalten werden.

Quellen

1 Schweizer BIM-Umfrage 2022. Studie gratis herunterladen

2 Ausbildung Digitales Bauen

Erstellt:

31. May 2022

Zuletzt geändert:

16. May 2023

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